In unseren letzten beiden Artikeln „Baguettes und Gouda bald nur noch in Frankreich und Holland“ und „Was Zucchinipreise mit dem Aktienmarkt zu tun haben“ zogen wir Parallelen von Nahrungsmitteln zu den Finanzmärkten. Wir gaben dir den Tipp besonnen zu handeln, keine emotionalen Entscheidungen zu treffen und bei deiner Anlagestrategie zu bleiben.

Mit dem heutigen Artikeln wollen wir dir zeigen, was es gebracht hätte, wenn du mit deiner Geldanlage einer wissenschaftlich fundierten Strategie gefolgt wärest.

Angst vor Aktien

Aktieninvestments sind oftmals verschrien. Im Zuge der Technologieblase (2000) und der Finanzkrise (2008) haben sich viele Anleger die Finger verbrannt. Gerade Einzelaktien aus dem „Neuen Markt„, den es mittlerweile nicht mehr gibt, führten teilweise zum Totalverlust, aber auch der Hype um die „Volksaktie“ der Deutschen Telekom hat nicht das gehalten was er versprach. Schlechte Erfahrungen führen verständlicherweise zu Skepsis und meistens sogar zu einer Abwehrhaltung. Kurzfristige Geldanlagen in Einzelaktien sind sehr risikoreich und werden es unserer Meinung nach immer bleiben!

ETFs als Alternative

Sinnvoller war es, sich nicht einzelne Aktien in sein Depot zu legen, sondern breit gestreut und weltweit zu investieren. Ein ETF bietet dir z.B. die Möglichkeit kostengünstig in mehr als 5.000 Unternehmen gleichzeitig zu investieren. Wir werfen einen Blick zurück in die Vergangenheit und analysieren, was eine Geldanlage in einen breit gestreuten Index (am Beispiel USA), mit bestimmten wissenschaftlichen Faktoren, die wir in Folge noch weiter ausführen werden, gebracht hätte.

Unsere Datenreihe erstreckt sich bis 1927, also knapp 10 Jahre vor dem 2. Weltkrieg. Die Zeit von 1927 bis 2017 war von vielen einschneiden Ereignissen geprägt, wobei die „Große Depression“ (1929), der Ausbruch des 2. Weltkriegs (1939), das Platzen der „Technologieblase“ (2000), sowie das Ausbrechen der „Finanzkrise“ (2008) sicherlich die größten Auswirkungen hatten.

In Abbildung 1 betrachten wir die Rendite des amerikanischen Leitindex „S&P 500„. Zusätzlich filtern wir den US-Markt mit dem „Value„-Faktor, dem „Small Cap„-Faktor, sowie den beiden Faktoren in Kombination.

Abbildung 1: Vermögenswachstum von 1932 – 2017 bei einem $1 Einmalanlage :: Quelle: Dimensional Returns 2.0

kumuliertes Vermögenswachstum 1932 – 2017

S&P 500: $7.365
Value Faktor: $50.215
Small Cap Faktor: $82.256
Small Cap Value: $342.090

Damit du einen besseren Eindruck von der Rendite bekommst, findest du in der folgenden Grafiken die gleichen Indices mit der annualisierten Rendite, sowie der durchschnittlichen Volatilität.

Abbildung 2: Performance (Rendite in %) & Volatilität (in %) von 1932 – 2017 :: Quelle: Dimensional Returns 2.0

Value

Bei einer Gewichtung nach „Value„-Gesichtspunkten werden Unternehmen übergewichtet, deren aktueller Börsenkurs zum tatsächlichen (Buch-)Wert unterbewertet erscheint. Ein Extrembeispiel: Ein REWE Markt samt aller Lebensmittel und dem Inventar hätte einen Wert von 1.000.000€. Der Börsenkurs spiegelt aber nur einen Wert von 950.000€ wieder. Der REWE Markt wäre unterbewertet. Ein Investment könnte sich also durchaus lohnen. Genau dieser Faktor hat in der Vergangenheit einen höheren Ertrag, in unserem Beispiel (Abbildung 1) 2,54% pro Jahr, gebracht.

Small Cap

Bei einer Gewichtung nach „Small Cap„-Gesichtspunkten werden Unternehmen übergewichtet, die im Verhältnis zum Gesamtmarkt eine geringe Unternehmensgröße aufweisen. Um die Renditechancen von kleinen Unternehmen zu verdeutlichen können wir uns die Zahlen von Apple als Beispiel nehmen. 2007 stieg der Gewinn von Apple im Vergleich zum Vorjahr um 660 Mio. €. Prozentual war das ein Wachstum von knapp 50%.  2015 erzielte Apple einen Gewinn von 39,51 Mrd. €, was einem Gewinnwachstum von 2,47 Mrd. € entsprach. Prozentual ergab sich aber nur ein Plus von 6,67%. Apple hat also von 2014 – 2015 1,87 Mrd.€ mehr Gewinn erzielt als im Vergleichszeitraum von 2006 – 2007, aber prozentual war das Wachstum deutlich niedriger. Zusammengefasst sind die Wachstumschancen von kleinen Unternehmen meist größer als von großen Unternehmen („Large Caps“). Die Mehrrendite dieses Faktors, im Verhältnis zum S&P 500, beträgt in unserem Betrachtungszeitraum 3,2% pro Jahr.

Small Cap + Value

Kombinierst du die oben genannten Faktoren, also gewichtest du kleine und unterbewertete Unternehmen höher, dann hättest du in unserem Beispiel aus Abbildung 1 eine Mehrrendite von 5,13% pro Jahr erzielt.

Risiken

Wie wir dir bereits in einem unser vorherigen Artikel erläutert haben, ist das Risiko, welches du bereit bist einzugehen, bildlich gesprochen eine Art Währung. Bist du bereit in mehr Risiko zu investieren, dann steigen in unserem Beispiel die Chancen auf eine höhere Rendite. Du musst dir immer darüber bewusst sein, dass die Schwankungen mit den oben genannten Faktoren höher sind. In Abbildung 2 beträgt die Volatilität (=Schwankungsbreite) des „Value„-Faktors 24,23%, des „Small Cap„-Faktors 29,01% und der beiden Faktoren zusammen 33,3%. Im Verhältnis dazu beträgt die Volatilität des S&P 500 „nur“ 18,79% pro Jahr. Die Gründe für die höheren Schwankungen sind verschieden.  In einigen Fällen kann es seine Gründe haben, warum ein Unternehmen unterbewertet ist. Zum Beispiel besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die Kursverluste, die ohnehin schon vorhanden waren, sich ausweiten und der Börsenkurs immer weiter fällt bis das Unternehmen wohlmöglich insolvent wird. Ähnlich verhält es sich bei kleinen Unternehmen. Im Zuge von Krisen können große und kleine Unternehmen in Schieflage geraten. Im Gegensatz zu großen Unternehmen haben kleinere Unternehmen aber oft nicht die notwendigen Rücklagen bzw. Ressourcen um eine Krise, je nach dem wie lang sie dauert, „auszusitzen“, sodass sie Insolvenz anmelden müssen. Genau dieses Risiko spiegelt sich in der Volatilität von 1932 – 2017 wieder. Du hast aber den Vorteil, dass du über ein ETF breit gestreut in tausende Unternehmen investierst bist. So bist du nicht von Schicksalen einiger weniger Unternehmen abhängig.

Keine Vorhersagen möglich

Um langfristig in wissenschaftliche Faktoren, wie „Value“ und „Small Cap“ zu investieren, musst du wissen, dass das Auftreten dieser Faktoren, also das Erwirtschaften von Mehrrendite gegenüber dem Markt, keine Regelmäßigkeit vorweist. Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien von Prof. Eugene Fama, dass durch diese Faktoren eine Mehrrendite erzielt werden kann. Natürlich gibt es aber auch Zeiträume in denen du ohne diese Faktoren besser aufgestellt gewesen wärest. In der folgenden Abbildung findest du genau diese Unregelmäßigkeit.

Abbildung 3: Vermögenswachstum in rollierenden 5 Jahreszeiträumen von 1937 – 2017 :: Quelle: Dimensional Returns 2.0

Immobilien und Gold

Wir werden häufig darauf angesprochen, ob es sinnvoll sein kann eine Geldanlage in Immobilien oder Gold zu tätigen. Pauschal gibt es hierauf keine Antwort. Wir können aber festhalten, dass Geldanlagen in Immobilien oder Gold (vermeintlich) schwankungsärmer sind im Gegensatz zu Aktien (mit oder ohne Faktoren). Vor allem eine Geldanlage in Immobilien erfreut sich in Deutschland größter Beliebtheit. Wir haben einen Blick auf die Rendite eines Einfamilienhauses mit gutem Wohnwert in Köln geworfen und es mit Gold und Aktieninvestments verglichen. In Abbildung 4 vergleichen wir die Wertentwicklung einer 100.000€ Einmalanlage 1972 bis 2017.

Abbildung 4: logarithmische Darstellung von verschiedenen Vermögenswerten 1972 – 2017 :: Quelle: Dimensional Returns 2.0, edisoft FVBS

Fazit

Historisch und langfristig gesehen erwirtschaftest du mit Aktien bzw. ETFs in Kombination mit den o.g. Faktoren, wie „Value“ „und „Small Cap“ unserer Meinung nach die größte Rendite. Allerdings enthält diese Form der Geldanlage im Vergleich zu Immobilien und Gold auch höhere Schwankungen. Du solltest dir bei einer Geldanlage über deine eigene Risikobereitschaft bewusst sein und die Risiken der jeweiligen Geldanlage kennen. Nur so kannst du gute Anlageentscheidungen treffen und dein Vermögen klug diversifizieren.

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