Bei der Wahl des richtigen ETFs stolpert man häufig über das angegebene Fondsdomizil. Aber macht es einen Unterschied, ob mein ETF in Irland, Luxemburg oder Deutschland aufgelegt wird? Was musst du beachten und welches Land bringt dir sogar einen Renditevorteil? Wir erklären dir die wichtigsten Fakten und geben Tipps für die richtige ETF-Auswahl!

Spieglein, Spieglein an der Wand, sag mir, wo mein ETF herkommt

Hast du dir mal den Ort angeschaut, an dem dein ETF aufgelegt wurde? Das Fondsdomizil kannst du an der ISIN, der Internationalen Wertpapierkennnummer, ablesen, denn dort steht beispielsweise das Kürzel „DE“ für Deutschland, „IE“ für Irland oder „LU“ für Luxemburg. Ansonsten findest du diese Information auch häufig unter dem Aspekt „Domizil“ im Factsheet deines ETFs. Enthält der Name deines ETFs die Buchstabenfolge „UCITS“, bedeutet das außerdem, dass der jeweilige Fonds in einem EU-Staat aufgelegt wurde. In diesem Fall ist zwar die jeweilige nationale Finanzaufsicht dafür zuständig, den Fonds zu beaufsichtigen – in Deutschland ist das zum Beispiel die BaFin – aber der Fonds wird gemäß EU-Regularien betrieben und so gibt es ein einheitliches Vorgehen. Mit dieser Einheitlichkeit hat innerhalb der EU die Bedeutung des Domizils eines ETFs abgenommen. Aber keine Regel ohne Ausnahme…

Zwei Länder fallen aus der Reihe: Irland und Luxemburg 

Ist dir auch schon aufgefallen, dass Irland und Luxemburg ganz schön häufig die Fondsdomizile von ETFs sind? Die Kürzel IR und LU kommen tatsächlich oft vor und das ist kein Zufall! Beginnen wir mit dem bedeutenden ETF-Standort Luxemburg. Dieses Domizil ist für Fonds besonders beliebt, da es eine gute Infrastruktur für Fondsgesellschaften bietet und zudem für eine transparente Finanzgesetzgebung bekannt ist. Außerdem spielt noch das gute alte Traditionsbewusstsein eine Rolle: Fonds sind schon seit langem in Luxemburg ansässig und so setzen institutionelle Anleger gerne auf bekanntes Terrain, frei nach dem Motto: Einmal gut, immer gut.

Irland hingegen lockt mit einem anderen, weitaus lukrativeren Aspekt, und zwar steuerlichen Vorteilen – zumindest, wenn es um physisch gehaltene US-Aktien geht. Auch Anleger:innen können von diesen steuerlichen Vorteilen profitieren und so ist es kein Wunder, dass das Kürzel „IR“ vielleicht auch unter deinen ausgewählten ETFs zu finden ist. Aber warum ist das so?

Die Quellensteuer

Viele europäische Länder haben sogenannte „Doppelbesteuerungsabkommen“ abgeschlossen, u. a. mit den USA. In den Vereinigten Staaten werden nämlich auf Dividenden von US-Aktien sage und schreibe 30 % Steuern abgezogen. Diese werden „Quellensteuern“ genannt, da auf diese Weise Erträge im eigenen Land besteuert werden. Unüblich sind Quellensteuern nicht, in den USA sind sie allerdings vergleichsweise hoch. Wer nicht in den Vereinigten Staaten wohnt, muss im eigenen Land erneut Steuern auf US-Aktien zahlen. Um zu vermeiden, dass Anleger:innen doppelt Steuern zahlen müssen, haben viele Länder ein „Doppelbesteuerungsabkommen“ miteinander abgeschlossen, damit Teile der von den USA eingezogenen Quellensteuern erstattet werden und du als US-Aktien-Besitzer:in keine steuerlichen Nachteile hast.

Seit 2018 hat sich gesetzlich etwas gewandelt. Seitdem gibt es nämlich einen neuen Umgang mit Quellensteuern, Stichwort „Investmentsteuerreform“. Damit die Quellensteuern aus Dividenden kompensiert werden können, gibt es eine „Teilfreistellung“ der Erträge in Höhe von 30 %. So musst du als Anleger:in nur für 70 % deiner Erträge aus Dividenden und Kursgewinnen Abgeltungssteuer zahlen. Was zunächst kompliziert klingt, ist im Grunde ganz schön praktisch, denn den Abzug der Steuer erledigt ab jetzt die Bank oder der Online-Broker – egal, wo die ETFs in Europa aufgelegt wurden. Du kannst dich also entspannt zurücklehnen und musst dich um nichts kümmern, der Fonds, z. B. iShares, ist hier gefragt und muss für die Steuern in die Tasche greifen.

Die Ausnahme bildet hier natürlich – du ahnst es schon – Irland! ETFs aus Irland bekommen nämlich weiterhin die Quellensteuern zurück. Ganz einfach, weil Irland – im Gegensatz zu den anderen EU-Ländern – über ein älteres Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA verfügt. Wenn also ETFs in Irland aufgelegt werden, kann die Fondsgesellschaft die Hälfte der in den Vereinigten Staaten abgezogenen Steuern auf Dividenden zurückbekommen. Diese Gutschrift kommt dir als Anleger:in zugute, denn sie zeigt sich häufig in einer besseren Wertentwicklung des ETFs.

Wichtige Tipps bei der Wahl des Fondsdomizils

Du fragst dich jetzt, ob es für dich Sinn macht, einen ETF mit dem Fondsdomizil Irland auszusuchen? Grundsätzlich ist es so, dass die Auswahl eines ETFs aufgrund des Fondsdomizils das i-Tüpelchen der ETF-Auswahl ist: Es kann als Qualitätskriterium herangezogen werden, fällt aber nicht unter die wichtigsten Aspekte, die du bei der ETF-Auswahl beachten musst. Trotzdem rechnen wir im Folgenden aus, inwiefern sich welches Fondsdomizil für dich lohnt! Du solltest in jedem Fall darauf achten, dass du dir UCITS-Fonds auswählst, also in Europa aufgelegte ETFs, da sie eine einheitliche europäische Regulatorik vorweisen, was zum Beispiel bzgl. Steuern wichtig ist. Aber keine Sorge, du musst jetzt nicht ständig auf der Hut sein: Online-Broker bieten aufgrund europäischer Richtlinien im Prinzip keine außereuropäischen ETFs an.

Praxisbeispiel MSCI World-ETF

Nehmen wir uns nun einen klassischen MSCI World-ETF vor, der rund 60% US-Aktien besitzt, die im Schnitt (Achtung, hier handelt es sich um eine Schätzung) 2,66% Dividendenrendite ausschütten.

a) Ein Swap-ETF
Ein Swap-basierter ETF ist ein synthetischer ETF nutzt Derivate, z.B. Tauschgeschäfte), um Wertentwicklungen von Indizes abzubilden. Ein Swap-ETF würde überhaupt nicht versteuert werden, da er nicht physisch gekauft wird.

b) Ein ETF mit Fondsdomizil Irland
Bei einem irischen ETF wird die Hälfte versteuert, in unserem Beispiel 0,4%

c) Ein ETF aus einem anderen Land
Ein ETF aus einem anderen Land würde voll versteuert werden, in unserem Beispiel 0,8%

Fazit

Es ist gut, wenn du weißt, in welchem Fondsdomizil dein ETF aufgelegt wurde. Kriegsentscheidend ist dieses Qualitätskriterium allerdings nicht. Du solltest lediglich darauf achten, dass du einen UCITS-Fond auswählst, da in Europa aufgelegte ETFs eine einheitliche Regulatorik vorweisen, was u. a. bzgl. Steuern wichtig ist.

Ganz praktisch gesprochen ist es so, dass man bei einem physischen ETF auf den MSCI World ca. 0,4 % mehr Rendite rausholen kann, mit einem Swap-ETF, unabhängig vom Land, sogar 0,8 %. Nichtsdestotrotz würden wir dir aber trotzdem einen ETF mit einer physischen Replikation empfehlen.