Der Rat der Immobilienweisen hat in seinem heute veröffentlichten Frühjahrsgutachten 2017 erstaunliches veröffentlich – etwa dass in einigen Metropolen die Kaufpreise kurzfristig um ein Drittel einbrechen könnten. Besonders in den Städten Berlin und München stünden die derzeit aufgerufenen Kaufpreise „fundamental in keiner sinnvollen Relation zu den Rahmenbedingungen“, so das Gutachten. Wann das passiert? „Es kann sowohl sein, dass die Preise bereits dieses Jahr sinken, es kann aber auch noch etwas weitergehen.“

Ein entscheidender Grund für die Warnung des Rats der Immobilienweisen ist die Tatsache, dass seit fünf Jahren die Kaufpreise deutlich stärker steigen als die Mieten – und die Schere zwischen Mieten und Kaufpreisen immer weiter auseiander geht: Während sich die Neuvertragsmieten im Schnitt um 2,6% (2015: 3,4%) verteuerten, zogen die Kaufpreise um 8,4% (Vorjahr: 7,7%) deutlich stärker an.

Nun droht Gefahr für die Immobilienpreise laut Rat der Immobilienweisen vor allem deshalb, weil sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ändert: erstens wegen der Alterung der Gesellschaft, da dadurch absehbar mehr ältere Verkäufer weniger kaufwilligen Jüngere gegenüber stehen, und zweitens weil der Zuzug in die Metropolen abebbt – viele Menschen könnte sich die teuren Großstädte schlicht nicht mehr leisten und suchten daher Wohnraum im Umland oder in kleineren Städten. Dazu komme, dass der Zuzug aus dem Ausland seinen Höhepunkt überschritten habe, wahrscheinlich komme es bald zu einer kleineren Abwanderungswelle, so das Gutachten.

Aber auch auf der Angebots-Seite tut sich einiges: so waren die Baugenehmigungen in den letzten Jahren stark gestiegen, allerdings blieben die Fertigstellungen deutlich zurück – und das könnte sich demnächst ändern: „Immer größere Projekte mit mehreren tausend Wohnungen werden geplant, sind bereits im Bau oder gehen demnächst in die Vermarktung.“

Dabei stellt das Gutachten auch eine Prognose auf, in welchen Städten die Preise zuerst fallen werden: erst Berlin (wegen baldiger Fertigstellung großer Wohnungsbauprojekte), dann München, dann Hamburg und Frankfurt. Da in Deutschland Wohnimmobilien jedoch mit einem relativ hohen Anteil an Eigenkapital der Käufer abgesichert seien, würden bei einem stärkeren Rückgang der Preise keine ernsthaften Gefahren für die Finanzstabilität ausgehen. Die Eigenkapitalanteile dürften ausreichen, um Verluste abzufedern: „Insofern gilt: Einige Investoren verlieren Geld, mehr aber auch nicht.“
Das Gutachten sieht nur in den deutschen Metropolen die Gefahr stärker fallender Preise, bundesweit gelte das nicht. Ebenfalls nicht betroffen seien Gewerbeimmobilien, da in diesem Bereich, anders als bei Wohnimmobilien, viel weniger Angebot auf den Markt dränge.

Für Sommer 2018 erwartet das Gutachten auch bei der EZB dann eine Zinswende – dann würden die Karten ohnehin neu gemischt. Skeptisch sind die Immobilienweisen übrigens gegenüber staatlichen Eingriffen: es gebe keinerlei Bedarf für einen staatlichen Markteingriff etwa durch Regulierungen der Kreditvergabepraxis durch die Banken. Der Markt, so kann man das Gutachten wohl verstehen, werde das schon von selbst regeln – durch fallende Preis in Großstädten.

Quelle: finanzmarktwelt.de