Nachhaltige ETF einfach erklärt – kostengünstig und ökologisch Geld anlegen

Nachhaltige ETF statt „normalen“ ETFs? Das gibt es! Nestle, Bayer (mit Monsanto) oder Rüstungskonzerne sind in herkömmlichen ETFs wie beispielsweise dem MSCI World häufig vertreten. Wirklich nachhaltig arbeiten diese Konzerne nicht – ganz im Gegenteil. Möchtest du aber kostengünstiger über ETFs sparen, steckt ein Teil deines Geldes häufig in diesen Unternehmen. Du möchtest das nicht? Dann sind nachhaltige ETFs für dich die Lösung. Wie genau so ein nachhaltiger ETF funktioniert, was ihn dementsprechend von einem normalen ETF unterscheidet, und welche Nachhaltigkeitsunterschiede es auch zwischen verschiedenen nachhaltigen ETFs gibt, erklären wir dir hier. Zudem erhältst du am Ende einen exklusiven Marktvergleich mit den nachhaltigsten ETFs.

Platzhalter

Für den Newsletter anmelden

Was ist überhaupt ein ETF?

ETF steht für Exchange Traded Funds. Ein ETF bildet einen Index nach. Der DAX zum Beispiel hat 30 Unternehmen. Dementsprechend enthält ein ETF auf den DAX genau diese 30 Unternehmen. Dein ETF verhält sich also exakt so wie der DAX und vollzieht jede Auf- oder Abwärtsbwegung mit. Der entscheidende Vorteil eines ETF gegenüber herkömmlichen, aktiv gemanagten Fonds ist, dass die Kosten des Fonds deutlich niedriger sind. Akademiker sind sich zum Großteil darüber einig, dass ETFs langfristig gesehen mehr Rendite versprechen als klassische Fonds. Aber kommen wir zu den nachhaltigen ETFs.

Wie erkenne ich einen nachhaltigen ETF?

Am einfachsten geht dies über den Namen. Dabei gibt es drei gängige Termini, die häufig verwendet werden. Das sind:

  • SRI = Social Responsible Investment = sozial verantwortungsvolles Investieren
  • ESG = Enviroment Social Governance = Umwelt, Soziales, Führung
  • Sustainability = Nachhaltigkeit

Hinzu kommen noch sogenannte Themenfonds, die ihren Fokus auf bestimmte Bereiche legen. Themen sind zum Beispiel:

  • Wasser
  • Erneuerbare Energien
  • Wald- und Forstwirtschaft

Hier gilt es jedoch darauf zu achten, wie nachhaltig solche Themenfonds wirklich sind. Im Endeffekt kannst du das als Laie nur überprüfen, indem du dir die Geschäftsberichte der Fonds anschaust. Dort findest du jedes einzelne Unternehmen, in das investiert wird. Wir als professionelle Anleger nutzen hierfür umfangreiche Software mit einer enormen Datenbank. Einen Auszug davon siehst du am Ende im Marktvergleich.

Wie unterscheidet sich ein nachhaltiger ETF von einem herkömmlichen ETF?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Einer der beliebtesten ETFs in Deutschland ist der MSCI World. Warum? Weil du mit einem Wertpapier in 1632 Unternehmen weltweit investierst. Der MSCI World Index besteht dabei absteigend aus den größten Unternehmen der Welt. Es wird kein Unterschied bezüglich der Qualität, Renditeerwartung oder Nachhaltigkeit gemacht. Die 10 größten Positionen des MSCI World sind aktuell (Stand: 31.01.19):

  1. Apple
  2. Microsoft
  3. Amazon
  4. Facebook
  5. Johnson & Johnson
  6. Alphabet C
  7. JPMorgan
  8. Alphabet A
  9. Exxon Mobil
  10. Bank of America

Der nachhaltige MSCI World Index („MSCI World SRI Index“) besteht hingegen nur aus 398 Unternehmen. Schon in den Top 10 gibt es einige Unterschiede:

  1. Microsoft
  2. Procter & Gamble
  3. Intel
  4. Roche
  5. Disney
  6. PepsiCo
  7. McDonald’s
  8. Total
  9. IBM
  10. Amgen

Du siehst also, dass hier stark gefiltert wurde. Ein nachhaltiger MSCI World ETF enthält ca. 1200 Unternehmen weniger als sein ungefiltertes Pendant.

Wie genau filtert ein nachhaltiger ETF die nachhaltigsten Unternehmen heraus?

Die Grundlage für einen kostengünstigen ETF bildet ein Index. Auf Basis von ausgewählten Filtermechanismen wird also versucht, einen besonders nachhaltigen Index zu bilden. Steht der Index erst einmal, haben die einzelnen ETF-Anbieter die Möglichkeit, den Index weiter zu verfeinern. In der Praxis bedeutet das: Sie kaufen den SRI Index von MSCI, zahlen dafür eine Lizenzgebühr und legen dann eigene Filter darüber.

Jetzt wollen wir uns auf die Anbieter fokussieren, deren ETFs am nachhaltigsten sind.

Filter 1: Wertebasierte Ausschlüsse

In der ersten Selektionsstufe wird bei dem sogenannten Business Involvement Screening die Art und das Ausmaß spezifischer Geschäftsaktivitäten betrachtet, um Firmen aus ethisch fragwürdigen Branchen bereits im Vorhinein auszuschließen. Die wertebasierten Ausschlüsse selektieren im Kern Unternehmen, die in folgenden acht Branchen agieren:

  • Alkohol
  • Tabak
  • Glücksspiel
  • Atomenergie
  • Militärische Waffen
  • Zivile Schusswaffen
  • Genetisch veränderte Organismen (GVOs)
  • Erwachsenenunterhaltung

Jeden Bereich detailliert auszuführen würde über den Rahmen dieses Artikels hinausgehen. Auf der Seite nachhaltige-etf.de findet ihr dazu eine genauere Aufschlüsselung. Einen Bereich wollen wir jedoch einmal genauer betrachten – nämlich genetisch veränderte Organismen:

Sämtliche Unternehmen, die in irgendeiner Form Umsätze durch GVOs erzielen, werden vom Index ausgeschlossen. Es gilt eine null-prozentige Toleranz.

Filter 2: ESG-Rating

In der zweiten Selektionsstufe werden Unternehmen mit einem Nachhaltigkeits-Rating versehen, das sich aus über 37 verschiedenen Kriterien zusammensetzt. Diese ESG-Kriterien teilen sich auf drei zentrale Kategorien auf, in denen die Unternehmen bewertet werden: Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Führung). Nach der Analyse ergibt sich für jedes Unternehmen ein Rating auf einer Skala von AAA bis CCC, anhand dessen dann die besten 25% je Sektor ausgewählt werden (Best-in-Class-Ansatz).

Die ESG-Kriterien Environment, Social und Governance wurden von den Vereinten Nationen bestimmt und jede dieser Kategorien hat ihrerseits wieder zahlreiche Unter- und Unteruntergruppen. Eine detaillierte Übersicht findest du auf nachhaltige-etf.de

Enviroment (dt. Umwelt)

Im Bereich Umwelt untergliedert man in folgende Bereiche:

  • Klimawandel
  • Naturkapital
  • Umweltverschmutzung
  • Umweltchancen

Social (dt. Soziales)

Der Bereich Soziales wird wie folgt untergliedert:

  • Humankapital
  • Produkthaftung
  • Widerstand gegen Interessensgruppen
  • Soziale Chancen

Governance (dt. Führung)

Dies sind sie Unterkategorien des Bereichs Führung:

  • Unternehmensführung
  • Firmenverhalten

Filter 3: Negativscreening

In der dritten Selektionsstufe werden Unternehmen selektiert und gefiltert, die Gegenstand von Kontroversen sind. Anhand von 30 Faktoren aus den Oberkategorien Umwelt, Unternehmensführung, Kunden, Menschenrechte, Arbeitsrecht und Zulieferer wird für jedes Unternehmen ein Controversy Score (0-10) errechnet. Unternehmen mit besonders niedrigen Scores signalisieren beispielsweise massive Verwicklung in Kontroversen und werden dementsprechend herausgefiltert. Auch hier findet ihr detaillierte Infos wieder auf nachhaltige-etf.de. Im Folgenden haben wir ein praktisches Beispiel für dich:

Von zentraler Bedeutung für den Controversy Score ist die Wahrung beziehungsweise potenzielle Verletzung oder Missachtung von Menschenrechten. Dazu zählen unter anderem Faktoren wie Mitbestimmungsrechte, aber auch die Ausbeutung von Arbeitern. Ein bekanntes Beispiel für potenziell schlechte Scores in diesem Bereich ist Néstle, welches regelmäßig durch angeblich schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung von Arbeitern in Entwicklungsländern von sich reden macht.

Grafische Darstellung als Zusammenfassung

Nachhaltige ETF - wie wird ein nachhaltiger Index gebildet

Abbildung 1: Nachhaltige ETF: 3 Filtermechanismen

Entwickeln sich nachhaltige ETFs deutlich schlechter als „normale“ ETFs?

Diese Frage lässt sich klar verneinen. Das zeigt die folgende Abbildung bei der wir einen nachhaltigen und einen herkömmlichen MSCI World ETF miteinander vergleichen.

Nachhaltige ETF - normaler MSCI World vs. MSCI World nachhaltig

Abbildung 2: Nachhaltige ETF – Wertentwicklung MSCI World vs. MSCI World nachhaltig

Marktvergleich Nachhaltigkeit: Nachhaltige ETF-Anbieter & die Topseller bei den Ökofonds

Ein Vorurteil, welches sich stetig hält, ist, dass nachhaltige ETFs zwar kostengünstiger seien als aktiv gemanagte Ökofonds, aber dafür seien letztere nachhaltiger. Die unabhängige Analysefirma Sustainalitix hat eine sehr umfangreiche Nachhaltigkeitsdatenbank erstellt und aktualisiert diese fortwährend. Hiermit lassen sich auch einzelne Fonds auf Basis ihrer Nachhaltigkeit bewerten. Hier das Ergebnis:

Aktiv gemanagte nachhaltige Fonds

Nachhaltige ETF - Aktiv gemanagte Ökologiefonds nach Nachhaltigkeit

Abbildung 3: Aktiv gemanagte Ökologiefonds nach Nachhaltigkeit

Nachhaltige ETF

Nachhaltige ETF - Betrachtung der Nachhaltigkeit von nachhaltigen ETF

Abbildung 4: Nachhaltige ETFs und ihre Nachhaltigkeit

Warum sind manche nachhaltige ETF nachhaltiger als andere?

Weil Filter 1 und 3 enger oder weiter ausgelegt werden können. Auf nachhaltige-etf.de wurde sich an den nachhaltigsten ETFs und deren Filtermechanismen orientiert. Es gibt aber auch nachhaltige ETFs, die weniger wertebasierte Ausschlüsse haben oder beim Negativscreen einen höheren Controversy Score zulassen. Als Laie wird es hier für dich schwierig zu vergleichen. An dieser Stelle helfen wir dir aber gerne weiter. Schreib uns einfach eine Nachricht oder hinterlasse uns einen Kommentar.

Jetzt ETF-Depot optimieren

Marktvergleich Kosten: Nachhaltige ETF-Anbieter & die Topseller bei den Ökofonds

Zudem gibt es große Kostenunterschiede bei nachhaltigen Fonds. Wir haben die Kosten der gängigsten ETF-Anbieter mal mit den Topsellern der aktiv gemanagten Ökofonds verglichen.

Nachhaltige ETF - Wie hoch sind die Kosten bei aktiv gemanagten Fonds im Vergleich zu ETFs

Abbildung 5: Kostenvergleich von aktiv nachhaltig gemanagten Fonds vs. nachhaltigen ETFs

Für wen sind nachhaltige ETFs eine gute Lösung und für wen nicht?

Nachhaltige ETFs können eine passende Alternative zu herkömmlichen ETFs sein, wenn du nachhaltiger investieren möchtest und du gewisse No-Go-Unternehmen ausschließen möchtest. Nachhaltige ETFs filtern aber aus jeder Branche, beispielsweise auch Versorger, die nachhaltigsten Unternehmen heraus. Dementsprechend tauchen hier auch Energiekonzerne wie zum Beispiel Total auf. Du investierst also nicht in rein ökologische Unternehmen, sondern „nur“ in die nachhaltigsten Unternehmen, die in jedem Bereich übrigbleiben. Das könnte dazu führen, dass dir dieses Investment nicht nachhaltig genug ist. In diesem Fall ist ein nachhaltiger ETF nichts für dich. Leider wirst du dann auch bei aktiv gemanagten Fonds kaum eine Alternative finden. Hier bieten sich eigentlich nur Direktinvestments oder Beteiligungen in beispielsweise Windparks, Solaranlagen oder Wäldern an, die aber ganz andere Risiken bergen.

Du willst dein ETF-Depot aufs nächste Level heben?

Dann schau dir den DIY-Onlinekurs “ETF-Depotmanager:in” unserer maiwerk Finanzakademie an. Darin lernst du, wie du dein ETF-Depot boostest: richtig rebalancen, Handelskosten optimieren, Steuern sparen, richtige ETFs auswählen, Depotumzug. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Jetzt ETF-Depot optimieren

Wir freuen uns über deine Nachricht!

SSL Zertifikat von STRATODeine Daten werden verschlüsselt übermittelt. maiwerk hält sich an den Datenschutz.