Das Geld einfach auf das Konto legen und warten bis es sich vermehrt, das war mal eine beliebte Methode. Von Tagesgeldzinsen mussten wir uns schon länger verabschieden, aber müssen wir bald etwa Zinsen zahlen, wenn wir Geld auf unserem Girokonto parken? Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins – also den festgelegten Zinssatz, zu denen sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld beschaffen oder anlegen können – bereits im März 2016 auf null Prozent. Geändert hat sich das bis heute nicht. Banken, die Geld bei der EZB parken, müssen heutzutage sogar einen sogenannten „Strafzins“ zahlen, seit kurzem sogar -0,5 Prozent anstatt -0,4 Prozent Zinsen. Diese Negativzinsen könnten bald Sparern das Leben schwerer machen, und zwar dann, wenn Strafzinsen für das Ersparte an die Bank gezahlt werden müssten. Aber was sind Negativzinsen überhaupt und wie kann man sich vor ihnen schützen? Um das zu erklären, schauen wir uns an, was die Aufgabe der Europäischen Zentralbank ist und wie Negativzinsen überhaupt entstanden sind. Außerdem werfen wir einen Blick auf Japan und zeigen euch eine alternative Sparmöglichkeit.

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Niedrige Zinsen? Ab auf die langersehnte Weltreise!

Das Kernziel von Zentralbanken generell und somit auch der EZB, die für die Eurozone zuständig ist, ist es, die Preisstabilität mit einer niedrigen Inflationsrate zu gewährleisten. Um die Inflationsrate zu halten – nahe der zwei Prozent, wie die EZB festgelegt hat – kann die EZB die Leitzinsen anheben, was man dann „restriktive Geldpolitik“ nennt, oder auch senken, was man als „expansive Geldpolitik“ bezeichnet. Somit beeinflusst die EZB die Zinsverhältnisse im Euro-Raum. Seit März 2016 ist der Leitzins auf null Prozent. Warum das so ist? Die EZB fördert die allgemeine Wirtschaftspolitik der Union und ein niedriger Leitzins wirkt tendenziell immer wachstumsfördernd. Denn wann nimmt man am liebsten einen Kredit auf? Wenn man ihn zu günstigen Konditionen bekommen kann. Umso niedriger der Zinssatz, umso mehr motiviert es die Menschen Investitionen zu tätigen. Wenn die Zinsen niedrig sind, lohnt es sich nämlich eh nicht zu sparen und man ist mehr dazu geneigt, endlich die langersehnte Weltreise zu machen oder ein eigenes Haus zu bauen. Das wiederum kurbelt den Arbeitsmarkt an, denn damit du ein Haus bauen kannst, brauchst du zum Beispiel einen Architekten, einen Ingenieur und einen Maurer. Das Gegenteil passiert, wenn die Zinsen hoch sind. Dann hast du nämlich allen Grund zu sparen anstatt alles auf den Kopf zu hauen, denn dein geparktes Geld vermehrt sich von ganz alleine.

Strafzinsen oder: Wo sich dein Geld nachts aufhält

Wenn du am Ende des Monats dein Gehalt überwiesen bekommst und die Summe nicht sofort abhebst, dann schließt die Bank, bei der du ein Giro-Konto hast, dein Geld nicht in einen Safe ein und versteckt den Schlüssel an einem sicheren Ort, sondern sie verleiht es an andere Kunden oder parkt es bei der EZB. Der EZB ist es aber wichtig, dass das Geld bei ihnen nicht einfach gelagert wird. Da liegt es zwar gut, aber der Wirtschaft hilft es nicht. Damit die Wirtschaft angekurbelt wird, möchte sie, dass das eingelagerte Geld in Umlauf kommt, zum Beispiel in Form von Krediten an Verbraucher oder Unternehmen. Deshalb hat die EZB entschieden, den sogenannten Einlagenzins auf -0,5 Prozent zu senken. Das bedeutet konkret: Die Geldinstitute müssen Strafzinsen zahlen, wenn sie dort überschüssige Gelder parken. Die EZB erhofft sich, dass die Wirtschaft im Euro-Raum durch diese Maßnahme angekurbelt wird. Auch der Leitzins bleibt in Zukunft erst einmal unverändert auf dem Tief von null Prozent. Damit unterstreicht die EZB zum Ende der Amtszeit von Mario Draghi, dem Präsidenten der EZB, seine recht lockere Geldpolitik. Seine Nachfolgerin, die Französin Christine Lagarde, plant anscheinend diese zunächst so weiterzuführen.

Strafzinsen im Anmarsch - EZB in Frankfurt

Quelle: pixabay / EZB Sitz in Frankfurt

Japan macht es vor – Warum ein negativer Zins nicht ungewöhnlich ist, aber ärgerlich werden könnte

Japan, aber auch die Schweiz, Schweden und Dänemark führten bereits einen negativen Einlagenzins ein. In Japan sind die Zinsen schon seit 30 Jahren niedrig und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Auch bei uns im Euro-Raum kannst du davon ausgehen, dass die Zinsen höchstwahrscheinlich auch in Zukunft niedrig bleiben. Ende des Jahres 2014 haben einige Banken in Deutschland begonnen, ihre Negativzinsen an die Kunden, also an Sparer oder Unternehmen, weiterzureichen. Jetzt befürchten Ökonomen, dass es bald auch für Kleinsparer durch die Negativzinsen, auch Minuszinsen genannt, teurer werden könnte. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass demnächst sogar auf Giro-Konten Negativzinsen erhoben werden. Wir geben euch deshalb vier Tipps an die Hand, um sich vor den weniger erfreulichen Auswirkungen der Negativzinsen zu schützen.

Tipps gegen Strafzinsen

Tipp 1: Die Bank wechseln. Achtet konstant darauf, ob eure Bank schon Negativzinsen erhebt. Im Zweifelsfall kann es sich lohnen, zu einer Direktbank zu wechseln, da diese am kostengünstigsten arbeiten, denn sie haben weder Außenstellen noch Filialen. Dadurch, dass Direktbanken digitale Systeme verwenden, können sie potentiell ohne Negativzinsen auskommen.

Tipp 2: Wenn Negativzinsen auch für kleine Summen erhoben werden sollten, dann macht es Sinn, dass du so wenig wie möglich Geld einfach auf dem Konto liegen lässt. Traditionellerweise parken viele ihr Geld auf dem Konto, sozusagen als „Sicherheitspuffer“. Das ist bedingt auch absolut sinnvoll. Drei Nettomonatsgehälter sollte man als Rücklage auf dem Konto haben, um auch mal das Fahrrad oder Auto winterreif zu machen oder eine Waschmaschine zu kaufen, weil die alte den Geist aufgegeben hat. Man sollte sich also regelmäßig fragen: „Wie viel Geld möchte ich zur ständigen Verfügung haben?“.

Tipp 3: Das Geld, das du in Tipp 2 identifiziert hast, aber nicht mehr, solltest du auf deinem Tagesgeld- oder Festgeldkonto parken, um jederzeit darauf zugreifen zu können. Alles, was du in den nächsten sechs bis 12 Monaten brauchst, sollte auf ein Tagesgeldkonto gehen. Das Geld, das du erst in 12 bis 36 Monaten benötigst, sollte auf einem Festgeldkonto geparkt werden. Diese Konten sollte am besten auf einer Bank liegen, die hohe Einlagezinsen zahlt. Auf der Plattform „weltsparen.de“ kannst du vergleichen, welche Banken hohe Zinsen zahlen. Besonders mit skandinavischen Banken haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht.

Tipp 4: Alles was über einen Investitionszeitraum von 36 Monate hinausgeht, kannst du mit gutem Gewissen in ein ETF-Portfolio investieren.

Was ist ein ETF überhaupt und warum ist es sinnvoll in ein ETF-Portfolio zu investieren?

ETFs sind für private wie auch professionelle Anleger eine attraktive Anlegemöglichkeit. ETF ist die Abkürzung für „Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte Investmentfonds. ETFs sind sogenannte Indexfonds. Die heißen so, weil sie einen bestimmten Index nachbilden, beispielsweise den DAX. Stell dir einen ETF am besten wie einen bunt gemischten Fresskorb vor. Nennen wir ihn mal den „DAX-Picknickkorb“. In diesem befinden sich anstatt Oliven und Weißwein die Aktien verschiedenster Unternehmen des DAXes, wie zum Beispiel eine Daimler- und eine Deutsche Bahn-Aktie. Kaufst du nun Anteile dieses ETFs, kaufst du anteilig alle in diesem gemischten DAX-Korb erhältlichen Aktien als Paket. Damit kommst du drumherum, jede Aktie einzeln zu kaufen. Es ist dir also damit möglich, anstatt einer ganzen, sehr teuren Flasche Wein und einem Laib Käse einen Schluck Wein und eine Scheibe Käse zu kaufen.

Strafzinsen im Anmarsch - Negativzinsen mit ETF Portfolio vermeiden - ETF Vergleich mit Fresskorb

Quelle: pixabay / ETF Fresskorb

Provisionsorientierte Finanzberater, aber auch Filialbanken sind keine großen Fans von ETFs, da es bei ETFs keine Provisionen gibt. Deshalb werden sie meist nur von Honorarberatern empfohlen.

Artikel: Der große Finanzberatervergleich – Wer kann was?

Hier siehst du auf einen Blick drei wichtige Vorteile von ETFs:

Vorteil 1: Eine große Auswahl an Investitionsmöglichkeiten – von Anleihen, Aktien über Rohstoffe und Länder kann alles im Korb mit dabei sein. Du kannst quasi in alles investieren, was du spannend findest, ohne dafür die Zeit aufzuwenden, 500 Einzelaktien aus am besten 2000 verschiedenen Unternehmen, die in 150 Ländern verteilt sind, selbst an der Börse zu suchen und den Kauf pro Aktie einzeln zu tätigen.

Vorteil 2: ETFs sind günstiger, als würdest du alle Aktien einzeln kaufen. Jeden Kauf einer Aktie musst du bezahlen und das kann ganz schön teuer werden, wenn du um die 500 verschiedenen Einzelaktien kaufen möchtest, die ein ETF einfach so gesammelt enthalten kann.

Vorteil 3: Es ist einfacher, dich gegen Verluste abzusichern, da du dein Geld viel besser verteilen kannst. Bei dem Picknickkorb könnte man sagen, dass du es dir so leisten kannst, viele verschiedene Häppchen, anstatt eine große Mahlzeit zu kaufen. Dabei wird dir vermutlich ab und zu eine Sache nicht schmecken, das ist dann aber nicht so schlimm, wie wenn du die große Mahlzeit nicht genießen könntest.

Fazit

Mit geringem Risiko viel Rendite zu bekommen, das war vielleicht einmal, heutzutage musst du eher aufpassen, dass dein Geld im Zusammenhang mit der Inflation und Negativzinsen nicht schwindet. Deshalb ist es wichtig, dass du dir einen geschickten Plan aufstellst: Wie groß muss zum Beispiel dein Notgroschen sein, damit du dich sicher fühlst? Dieses Geld kann auf deinem Konto liegen bleiben. Wenn du allerdings mittel- bis langfristig dein Geld sparen und im besten Fall noch erweitern möchtest, dann solltest du dein Geld nicht auf dem Konto in den Dornröschen-Schlaf fallen lassen und Minuszinsen keine Chance geben! Besser ist es, eine gute Mischung aus Rendite, Sicherheit und Flexibilität anzustreben, die du in ETFs sehr gut finden kannst.

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