Noch nie hat man so viele Tipps fürs Händewaschen wie in diesen Wochen bekommen. Und das auch zu Recht: Das Coronavirus hat die Menschen in Europa erreicht. Inzwischen können sich auch die Finanzmärkte der Aufregung rund um das Corona-Virus nicht mehr entziehen: Drastische Verluste bei Aktien sowie Einbrüche bei Rohstoffen und sogar dem sonst immer krisensicheren Gold verunsichern Privatanleger wie auch Finanzexperten. Aber ist die Panik gerechtfertigt? Wir klären euch über die Fakten des Coronavirus auf und gehen der Frage auf den Grund, wie man sich als Anleger in dieser Krisensituation am besten verhält.

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Coronavirus: Der Faktencheck!

Wie viele Krankheitsfälle gibt es inzwischen?

Weltweit gibt es bisher über 89.000 Fälle, in Deutschland wurden 150 Krankheitsfälle bestätigt [Stand: 02.03.2020, Quelle: Robert Koch Institut].

Was sind Coronaviren?

Coronaviren gibt es schon länger: Mitte der 1960er Jahre wurden sie entdeckt. Menschen wie auch Tiere können infiziert werden. Coronaviren können beim Menschen unterschiedliche Krankheiten verursachen. Darunter fallen gefährliche Krankheiten, wie dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) oder dem Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS), aber auch gewöhnliche und ungefährliche Erkältungen. Das neuartige Coronavirus, auch SARS-CoV-2-Infektion genannt, ist jedoch leichter übertragbar als MERS oder SARS und kann eine schwere Lunkenerkrankung, Covid-19 genannt, auslösen.

Wie wird das Coronavirus übertragen?

Das Coronavirus wird von Mensch zu Mensch über Tröpchen- und Kontaktinfektion übertragen. Entweder direkt über die Schleimhäute der Atemwege, zum Beispiel beim Einatmen von Erregern, die ein Erkrankter beispielsweise beim Husten verteilt, oder indirekt über Hände, die mit Mund- oder Nasenschleimhaut wie auch der Augenbindehaut in Kontakt gebracht wurden.

Wie schützt man sich und andere am besten?

  1. In die Armbeuge oder in ein Taschentuch niesen bzw. husten
  2. Die Hände regelmäßig und intensiv (mind. 20 Sekunden lang) mit Seife waschen, am besten bis zum Handgelenk
  3. Die Hände vom Gesicht fernhalten
  4. Abstand zu Menschen halten, die Husten, Schnupfen oder Fieber haben

Welche Symptome ruft das Coronavirus hervor?

Das Coronavirus verursacht offenbar unterschiedliche Symptome: Von einer eher harmlosen Erkältung und einem Infekt der oberen Luftwege bis hin zu den Anzeichen einer Grippe oder viralen Lungenentzündung wie Fieber mit Husten, Schnupfen, Halskratzen, Kurzatmigkeit oder Atemschwierigkeiten und teilweise sogar Muskelschmerzen und Müdigkeit. Bislang gibt es keine Impfstoffe und keine spezielle Therapie, die die Coronaviren bekämpfen könnten. Die Symptome können aber mit Medikamenten abgeschwächt werden.

Wie kann das Coronavirus von einer Grippe unterschieden werden?

Das Robert Koch Institut hat eine Falldefinition erstellt, die Hilfestellung für Ärzte gibt, bei welchen Patienten eine Laboruntersuchung auf das Coronavirus durchgeführt werden sollte. Zum einen sollten Patienten dann getestet werden, wenn es sich bei den Betroffenen um begründete Verdachtsfälle handelt, da sie unspezifische Allgemein­symptome oder akute respiratorische (die Atmung betreffende) Symptome und innerhalb der letzten 14 Tage vor Erkrankungsbeginn Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall hatten und/oder sich innerhalb der letzten zwei Wochen vor Erkrankungsbeginn in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Zum anderen sollten solche Patient getestet werden, die akute respiratorische Symptome und Aufenthalt in Regionen mit COVID-19-Fällen (keine Risikogebiete) hatten.

Wie hoch ist die Sterblichkeitsrate?

Momentan müssen noch alle Zahlen zur Sterblichkeitsrate mit Vorsicht betrachtet werden. Trotzdem deuten erste Auswertungen (s. auch Grafik unten) darauf hin, dass sich das Risiko, an dem Coronavirus zu sterben, je nach Alter und Vorerkrankungen unterscheidet. Für Kinder und junge Menschen ist das Risiko gering (0,2 Prozent). Ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Risiko, an dem Virus zu sterben (auf etwa 1,3 Prozent). Ältere Menschen ab 80 Jahren sind am stärksten durch das Coronavirus gefährdet (14,8 Prozent der Betroffenen in der chinesischen Auswertung starben). Gestorben sind bisher also vorrangig ältere Menschen und/oder solche, die an chronischen Grunderkrankungen litten. Diese Zahlen zeigen, wie sich das Risiko verteilt.

Corona-Crash - 6 Notfalltipps - Coronavirus Sterblichkeitsrate

Wie könnte es mit dem Verlauf weitergehen?

Momentan werden die Coronaviren weltweit auf Hochtouren erforscht. Zum einen, um der Verbreitung auf den Grund zu gehen, zum anderen um Impfstoffe zu entwickeln. Auch wenn das Coronavirus sich momentan auch in Europa mehr und mehr verbreitet, gibt es Hoffnung, denn auch andere Ausbrüche von Coronaviren ebbten in der Vergangenheit mit Beginn wärmerer Temperaturen ab. Ähnlich war es auch beim SARS-Virus, der Experten an das neuartige Coronavirus erinnert und das 2002 und 2003 eine Pandemie auslöste. Auch SARS war eine Infektionskrankheit, die ihren Ursprung in China hatte. Im Sommer 2003 ging die Zahl der Neuinfizierten zurück, im Jahr 2004 wurde SARS von der WHO für besiegt erklärt. Durch vermehrte UV-Strahlung, trockenere Luft und auch die Tatsache, dass Menschen sich seltener gemeinsam in engen Räumen aufhalten, werden die Bedingungen für Viren im Sommer deutlich schlechter und so scheint es wahrscheinlich, dass auch das Coronavirus mit steigenden Temperaturen abebbt.

Corona-Crash und Finanzmärkte

Alles begann in der Millionenstadt Wuhan der chinesischen Provinz Hubei. Dort brach das Coronavirus zum ersten Mal aus. Die chinesische Regierung handelte schnell und legte große Teile Chinas durch Quarantäne-Maßnahmen quasi lahm. Viele Millionen Menschen hatten Zwangsurlaub erteilt bekommen und mussten Zuhause bleiben. Bis heute fehlt es in Restaurants, Geschäften und Unternehmen an Arbeitskräften. Die Folgen: Kein Konsum und auch keine Produktion. Das Coronavirus beeinträchtigt nicht nur in China die eigene Wirtschaft, denn inzwischen sind auch einige der globalen Lieferketten unterbrochen. Die Finanzmärkte preisen immer die Zukunft ein und nicht die Gegenwart. Das heißt konkret: Die Aussicht auf weitere Quarantäne-Maßnahmen, die nicht nur Chinas Konjunktur Schaden zufügen könnten, beeinflusst die Kurshöhe. So lässt sich der aktuelle starke Kursverfall erklären, denn als das Coronavirus mit voller Wucht in Italien und damit in Europa ankam, kochte die Befürchtung hoch, dass es nicht nur in China, sondern auf der ganzen Welt zu Quarantänemaßnahmen kommen würde und somit wirtschaftlicher Stillstand einsetzen würde.

MEHR ZUM CRASH ERFAHREN: „Crash Gefahr 2020“

Viele Anleger ziehen sich aus den Märkten zurück, denn sie befürchten, dass durch das Coronavirus die Wirtschaft weiter geschwächt wird und so die Gewinnprognosen der Unternehmen geschmälert werden. Es handelt sich hierbei im wahrsten Sinne des Wortes um „Rezessionsangst“ mit schwerwiegenden Folgen: Die Börsen sacken weg. Ob Dax, Dow oder MSCI – alle verbuchen herbe Verluste. Schaut man sich den weltweiten Index MSCI World an (s. Grafik unten), sieht man auch den „Corona-Effekt“. In den letzten Monaten stieg der Welt-Index immer weiter an und feierte vor wenigen Wochen noch ein Allzeithoch. Nun ist er in wenigen Tagen um deutlich mehr als 10 Prozent eingebrochen.

Corona-Crash - 6 Notfalltipps - MSCI World eingebrochen

Seuchen und Epidemien sind allerdings nichts Neues und deshalb lohnt es sich einen Blick auf vergangene Epidemien und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu werfen (s. Grafik unten).

Corona-Crash - 6 Notfalltipps - Chart vergangene Epidemien

Bei Seuchen und Epidemien in der Vergangenheit kann man beobachten, dass die Marktkorrekturen meist relativ kurz und vergleichsweise oberflächlich waren. Wenn man sich zum Beispiel der Verlauf der Infektionskrankheit SARS im Speziellen ansieht (s. auch Grafik unten), kann festgestellt werden, dass der Index mit weiteren Neuinfektionen im März 2003 deutlich fiel, sich aber in den darauffolgenden Monaten schnell erholte, als sich die Situation verbesserte. Wichtig für deine Geldanlage: Die Kurse werden sich sehr wahrscheinlich auch nach der aktuellen Epidemie wieder erholen.

Corona-Crash - 6 Notfalltipps -MSCI World während SARS 2002-2003

Mögliche Auswirkungen des Coronavirus

Kurzfristig (2020): Wie ist die Lage konkret an den Finanzmärkten?

Das erste Halbjahr wird von Ungewissheit geprägt sein, denn niemand kennt die konkreten Auswirkungen. Fraglich ist unter anderem, wie sich das Coronavirus weiterhin verbreitet. Unternehmen werden Gewinnwarnungen herausgeben. Wenn das Virus sich abschwächt, werden „die Wunden geleckt“. Das bedeutet konkret, dass Notenbanken durch günstiges Geld bzw. Finanzspritzen die Wirtschaft unterstützen werden, allen voran die FED, China, EZB und die Bank of Japan. Zu befürchten ist eventuell, dass einige Länder wieder in die Rezession rutschen, die es auch ohne das Coronavirus durch den Handelsstreit schon gab. Probleme könnten sich dadurch kurzfristig verschärfen.

ARTIKEL: 4 Hilfreiche Tipps für den langfristigen Anlageerfolg

Mittelfristig bis langfristig: Wie wird es weitergehen?

Wie auch schon bei anderen „Crashs“, die in der Vergangenheit auch ganz unabhängig von Epidemien ausgelöst wurden, werden sich die Kapitalmärkte mittel- bis langfristig erholen. Lieferketten werden sich weltweit neu ordnen, Unternehmen Kosten senken. Somit werden sie langfristig gesehen gestärkt aus solchen Krisen hervorgehen. Dass sich die Kurse langfristig auch nach solchen Epidemien nach oben bewegen, sieht man ebenfalls weiter oben in der Grafik.

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6 Notfalltipps

1. Ruhe bewahren

Die Kurse an den Börsen schwanken und gerade befinden sie sich eher im Keller. Dies kann einen in der Tat unruhig werden lassen. Schaust du nun auf dein Depot und siehst zum Beispiel einen „theoretischen“ Verlust von 25 Prozent, bekommst du eventuell Angst, all dein Gespartes zu verlieren. Jetzt ist es wichtig, dass aus dieser Verlustangst keine Panik wird. Bewahre Ruhe, du musst dir mit den richtigen Anlageprodukten keine Sorgen machen. Vermeide in jedem Fall emotional geleitete oder panische Entscheidungen zu treffen. Am besten schaust du erst wieder in ein paar Monaten in dein Depot. Statistisch gesehen siehst du, wenn du nur einmal im Jahr in dein Depot schaust, bei einem Portfolio, welches nur aus Aktien-ETFs besteht, mit circa 50% Wahrscheinlichkeit einen neuen Höchststand.

2. Risikobereitschaft kennen

Es ist wichtig, dass du deine Risikobereitschaft kennst damit du deine Anlageentscheidung hierauf ausrichten kannst und auch in Krisenzeiten daran festhalten kannst. Mit der Risikobereitschaft erhältst du ein psychologisch bewiesenes stabiles Persönlichkeitsmerkmal, welches auf deinen Erfahrungen und Entscheidungen mit Geld beruht. Es spiegelt dir konkret wider, welche Verluste du aushalten kannst und andersherum, welche Gewinne du erwarten kannst. Deine Risikobereitschaft kannst du hier kostenfrei analysieren lassen.

3. Plan durchziehen und langfristig denken

Damit du auch in schwierigen Zeiten an deiner Anlageentscheidung festhältst, ist es zudem von immenser Bedeutung, dass du einen zeitlich fest abgesteckten Anlagezeitraum definierst, den du nicht veränderst. Bleibe bei deinem Plan, denke langfristig und lasse dich nicht von Emotionen leiten.

4. Kein Markttiming betreiben

a) Sparpläne durchziehen

Beschwöre nicht den „perfekten Zeitpunkt“ herauf, sondern ziehe die Sparpläne, die du bislang hattest, weiterhin durch. Aufstocken kannst du gerne, aber nimm dein Gespartes nicht von deinem Depot herunter.

b) Einmalanlage tätigen, nicht verschieben

Verschiebe deine geplante Einmalanlage nicht auf unbestimmte Zeit. Wenn es dir aber jetzt zu risikoreich ist, deine 100.000 Euro einmalig anzulegen, schiebe dein Vorhaben nicht auf, sondern verteile die Summe einfach auf verschiedene Zeitpunkte am besten über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten.

ARTIKEL: CRASH RATGEBER – Erfolgreich mit Verlusten umgehen

5. Nachkaufen – ebenfalls auf drei bis sechs Monate verteilt

Kaufe bei fallenden bzw. tiefen Kursen nach. Du kannst auch zu verschiedenen Zeiträumen, am besten auf drei bis sechs Monate verteilt, nachkaufen. Beim Schlussverkauf schlägt man ja auch gerne zu und sichert sich gute Rabatte, warum nicht auch an der Börse? Nicht umsonst besagt eine alte Börsenweisheit: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“.

6. Durchhalten

Obwohl es gerade jetzt verführerisch erscheint einzugreifen, solltest du deine vorher festgelegte Anlagedauer unbedingt durchhalten! Stringentes Handeln wird dazu führen, dass zu mit einer höheren Wahrscheinlichkeit dein Ziel erreichst. Also: durchatmen und die Beine stillhalten – am besten für ein ganzes Jahr. Dann hast du hoffentlich gesundheitlich und auch depotmäßig nichts von den negativen Konsequenzen mitbekommen und alles ist wieder in Ordnung.

Fazit

Lass dich vom Coronavirus und seinen (kurzfristigen) Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht verrückt machen. Bewahre Ruhe, denke langfristig und bleib deiner Anlagestrategie treu.

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