Oft belächelt, im Ernstfall unabdingbar: die Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV). Warum Diagnosen wie Burn-out, Bandscheibenvorfall und Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht nur unsere mentale und physische Gesundheit betreffen, sondern auch das Ende unserer Karriere – und damit unseres Einkommens – bedeuten können, wollen viele nicht wahrhaben. Doch jede:r Vierte wird im Leben einmal berufsunfähig und das mit schwerwiegenden Folgen. Warum die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll für dich ist, welche Ausreden nicht gelten und worauf du achten musst, erfährst du in diesem Artikel!

Die Berufsunfähigkeitsversicherung kurz erklärt

  • Sie ist eine der wichtigsten privaten Versicherungen
  • Ziel: im Falle einer Berufsunfähigkeit Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente
  • Bedeutung: Versicherung des Gegenwerts der eigenen Arbeitskraft
  • Wie es geht: Einzahlung regelmäßiger Beiträge bei einem privaten Versicherer
  • Wann greift sie: Bei Einstufung zu mindestens 50 Prozent als berufsunfähig des zuletzt ausgeübten Berufs
  • Bemessung der Kosten: Anhand des Alters, Berufs und Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss
  • Auszahlung: Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente ist abhängig von der vorab vereinbarten Summe, nicht vom Einkommen

Die Berufsunfähigkeitsversicherung auf den Punkt gebracht

Vielleicht ist es das Wort „Rente“, das viele Menschen denken lässt, dass man die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht braucht. Vielleicht denkst du dir aber auch: „Ich bin noch relativ jung, gesund und voller Tatendrang, warum sollte ich meine Arbeitskraft versichern?”. Bevor wir zu den Gründen kommen, warum höchstwahrscheinlich auch für dich die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist, klären wir vorab, was die BU-Versicherung genau ist.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine nicht-staatliche Versicherung. Du entscheidest dich also aus freien Stücken für sie und zwar vorrangig aus dem Grund, weil du auf dein Arbeitseinkommen angewiesen bist und dieses absichern möchtest. Denn die BU-Versicherung greift, wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in deinem zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten kannst.

Das könnte bedeuten, dass du nur noch wenige Stunden am Tag arbeiten kannst und einen großen Teil deiner Leistungsfähigkeit verloren hast. Du erhältst die sogenannte BU-Rente also, wenn du deinem Beruf zu mindestens 50 Prozent voraussichtlich für sechs Monate oder länger nicht mehr nachgehen kannst.

Die Beiträge für die Berufsunfähigkeitsversicherung variieren. Wichtig hierbei ist, dass der im Vertrag fixierte Betrag monatlich ausgezahlt wird, ganz unabhängig davon, wie viel du bei deiner letzten Tätigkeit verdient hast.

Häufige Ausreden und triftige Gründe: Warum auch für dich eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist

So weit, so gut. Aber warum schieben so viele Menschen die Berufsunfähigkeits von sich weg als wäre sie ein Krümel auf dem sonst so sauberen Esstisch? Vielleicht ist es Unwissenheit, vielleicht Arroganz, aber ganz sicher ist es eines: Ein Thema, das wir alle unangenehm finden. Krank und ohne Job möchte keiner sein.

Nehmen wir an, du bist gut in dem, was du beruflich machst. Du kletterst Jahr für Jahr die Karriereleiter hoch und erfüllst nicht nur Deadlines, sondern alle Erwartungen. Warum solltest ausgerechnet du nicht mehr arbeiten können? Und überhaupt, was ist so gefährlich daran, an einem Schreibtisch zu sitzen? Das ist übrigens der Klassiker: Zu denken mit einem ungefährlichen Bürojob sei man vor einer Berufsunfähigkeit geschützt. Selbst mit einem gebrochenen Arm kannst du noch E-Mails schreiben, denkst du dir also etwas trotzig. Vermutlich stimmt das auch.

Doch stell dir nun für einen kurzen Moment das vor, was sich keiner vorstellen mag: Du bist beim Arzt und er teilt dir mit, dass du krank bist. Obwohl du darauf achtest, neben deinem stressigen Job bewusst und gesund zu leben, sogar ab und zu Sport machst und auf deine Ernährung achtest, hast du die Horrordiagnose schlechthin bekommen: Krebs. Oder das folgende Szenario tritt ein: Du fühlst schon lange den schweren Leistungsdruck auf deinen Schultern und weder Yoga noch die Meditations-App können daran etwas ändern. Du willst es erst nicht wahrhaben, aber bald kannst du es nicht mehr leugnen: Du hast ein Burn-out.

Diagnosen gibt es leider wie Sand am Meer, doch nur eine Realität, der wir nicht ins Auge gucken wollen: Jede und jeder von uns kann krank werden. Keine:r ist vor psychischen oder physischen Krankheiten gefeit. Wir können leider sogar so krank werden, dass wir eine Zeit lang nicht mehr oder nur reduziert arbeiten können.

Die häufigsten Gründe für eine Berufsunfähigkeit

Es sind tatsächlich psychische Gründe, die den ersten Platz sichern, wenn es darum geht, zu ergründen, weshalb Menschen berufsunfähig werden. Langanhaltender negativer Stress, Folgebeschwerden der Pandemie und Depressionen sind nur ein paar der Möglichkeiten, die die Psyche stark belasten können. Während viele Menschen offener als je zuvor über psychische Krankheiten sprechen, ist es trotzdem häufig so, dass viele meinen, sie wären über psychische Krankheiten erhaben.

Doch auch physisch bedingte Krankheiten können uns überraschen. Darunter fallen zum Beispiel Nervenkrankheiten oder Probleme am Bewegungsapparat, wie ein Bandscheibenvorfall. Gerade die Gefahr für Rücken und Nacken durch langes Sitzen, fehlende Bewegung und falsche Belastung wird häufig unterschätzt. Unfälle hingegen sind weitaus seltener ein Grund für eine Berufsunfähigkeit, als viele denken.

Oft sind auch die Kosten, die für eine Berufsunfähigkeitsversicherung monatlich oder jährlich anfallen, ein Grund, warum man das Thema auf die lange Bank schiebt. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist zwar eine der wichtigsten Versicherungen, gleichzeitig aber auch eine der teuersten. Welche monatlichen Kosten auf dich zukommen, welche Faktoren den Beitrag zur BU-Versicherung steuern und wie du selbst Einfluss auf die monatlichen Kosten nehmen kannst, erfährst du im Blog-Artikel „Was kostet eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung?„.

Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es weitreichende Konsequenzen

Ob psychische oder physische Leiden, ob du einen Bürojob hast oder einer körperlich sehr herausfordernden Tätigkeit nachgehst, die folgende bittere Pille müssen wir alle schlucken: Statistisch gesehen wird jede:r Vierte einmal in seinem Leben berufsunfähig. Das bedeutet nicht unbedingt, dass jede:r Vierte nie wieder arbeiten kann. Viele brauchen nur eine vorübergehende Pause, eine Unterbrechung ihres Arbeitslebens. 

Wenn man aufgrund einer Krankheit temporär oder langfristig nicht mehr arbeiten kann, folgen schneller Konsequenzen als einem lieb ist. Denn keiner Arbeit nachgehen zu können bedeutet auch kein Einkommen mehr. Doch wie den Kühlschrank füllen, die Miete zahlen oder den Hauskredit tilgen? Mit dem Verlust des Einkommens ist dein ganzer bisheriger Lebensentwurf infrage gestellt. Deine Wünsche für die Zukunft, sei es ob du von einer Reise oder einer Familie träumst, und deine Ziele, wie im Alter gut abgesichert zu sein, können von heute auf morgen auf äußerst wackeligen Beinen stehen. Denn die staatliche Unterstützung reicht in den meisten Fällen nicht aus, deinen Lebensstandard zu decken. Lass uns daher einen kurzen Blick auf die Erwerbsminderungsrente werfen – sozusagen das gesetzliche Gegenstück zur BU-Rente. 

Exkurs: Erwerbsminderungsrente

In Deutschland gibt es glücklicherweise eine staatliche Absicherung, doch es stellt sich die Frage, ob sie immer greift und falls ja, ob sie ausreicht. Gehen wir der Erwerbsminderungsrente daher kurz auf den Grund. Die Erwerbsminderungsrente erhältst du, wenn du in den letzten fünf Jahren mindestens 36 Monate in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast. Durchschnittlich erhältst du im Ernstfall dann um die 800 bis 900 Euro im Monat. Diese Summe bekommst du allerdings nur ausgezahlt, wenn du nicht nur in deinem eigenen, sondern in keinem Beruf länger als drei Stunden arbeiten kannst. Richtig gelesen!

Sagen wir, du warst vor deiner Augenerkrankung in einer Grafikagentur tätig, kannst daher nun nicht mehr am Laptop arbeiten, aber nach wie vor gut telefonieren. Da wird sich doch noch ein Job für dich finden, oder? Bedeutet im Klartext: Findet sich noch eine Tätigkeit für dich, die du trotz deiner Erkrankung ausführen kannst, bekommst du keinen Cent von der Erwerbsminderungsrente. Wenn du drei bis sechs Stunden Arbeit pro Tag in irgendeinem (!) Job tätig sein kannst, dann bekommst du nur die halbe Erwerbsminderungsrente.

Berufsunfähigkeitsversicherung und Erwerbsminderungsrente im Vergleich

Wann die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt

Da die staatliche Unterstützung meistens nicht ausreicht, solltest du, wenn du berufstätig bist und auf dein Arbeitseinkommen angewiesen bist, dringend über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken. Denn selbst wenn du nur 50 Prozent deiner aktuellen beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgehen kannst, springt die Versicherung ein und du erhältst 100 Prozent der vereinbarten Rente. Zudem musst du im Gegensatz zu der Erwerbsminderungsrente keinerlei berufsfremde Tätigkeiten ausüben. Gute BU-Versicherungen lassen es ebenfalls nicht zu, dass du in ähnliche Tätigkeiten verwiesen werden kannst. Wenn es im BUV-Vertrag vereinbart ist, zahlt dir die Versicherung eine monatliche Rente solange du berufsunfähig bist – wenn es sein muss dein ganzes Berufsleben lang. Damit sorgt sie dafür, dass du dein Leben weiterführen kannst wie gewohnt – und dich ganz auf das Gesundwerden konzentrieren kannst.

Wer keine Berufsunfähigkeitsversicherung braucht – und wer unbedingt!

Du bist aus reichem Hause, Millionär:in geworden oder hast ein großes Einkommen über Mieteinnahmen? Dann ist die Notwendigkeit für eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht gegeben. Bist du allerdings dennoch voll berufstätig, kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein, da dein vorhandenes Vermögen im Ernstfall nicht unbedingt angegangen bzw. aufgebraucht werden muss.

Du bist Beamt:in? Im Falle der Dienstunfähigkeit erhältst du ein sogenanntes Ruhegeld. Zusätzlich empfehlen wir auch Beamt:innen aus zwei Gründen eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Dienstunfähigkeitsklausel: Zum einen kann es in bestimmten Fällen nämlich dazu kommen, dass eine Dienstunfähigkeit besteht, aber noch keine Berufsunfähigkeit nachgewiesen ist. In diesem Szenario würde die Person bereits Geld aus ihrer BU-Versicherung mit Dienstunfähigkeitsklausel erhalten. Zum anderen kann es passieren, dass das Ruhegeld nicht zweifelsfrei deinen Lebensstandard deckt und auch den privaten Vermögensaufbau einschränkt.

Grundsätzlich ist die Empfehlung allerdings äußerst simpel. Du kannst die Frage, ob du berufstätig bist, mit Ja beantworten? Dann brauchst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung!

Fazit

Niemand ist vor Krankheit und Berufsausfall gefeit, so unbesiegbar wir uns auch manchmal fühlen. Vor allem unsere Psyche ist Grund Nummer 1 für den Arbeitsausfall. Im Laufe des Lebens wird sage und schreibe jede vierte Person einmal berufsunfähig.

Wenn dein Einkommen plötzlich aufgrund einer Krankheit wegfällt, sind die Konsequenzen weitreichend. Hier springt die Berufsunfähigkeitsrente ein und ermöglicht es dir mit einer monatlichen Rente, deinen finanziellen Verpflichtungen weiterhin nachkommen zu können.

Daher: Unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, um im Ernstfall abgesichert zu sein. Je früher und je länger du sie abschließt, desto besser für dich, falls es hart auf hart kommt!

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